Automatenarchiv
Prestomatik-Eisautomat
Anzeige aus der Fachzeitschrift "Der Automat" von 1940:
Der Erfinder Richard Hirschson hatte zum Thema von 1934 bis weit über 1970 viele Warenmuster und Patente angemeldet. Leider gibt es bis jetzt keine Informtionen über eine erhaltene Prestomatik oder echte Detailbilder vom Gerät. Alle Informationen stammen aus den Fachzeitschriften "Der Automat", "Automatenmarkt" und vom Deutschen Patent- und Markenamt.
Im Artikel vom "Automatenmarkt" 11/1953 ist wohl die beste Beschreibung veröffentlicht wurden:
PRESTOMATIK-Eisautomat wieder auf dem Markt
Auf der Leipziger Frühjahrsmesse 1939 wurde der PRESTOMATIK-Eiscremautomat bereits vorgestellt. Wir veröffentlichen heute die in der vorigen Ausgabe in der Bildunterschrift zu dem Eiskremeautomaten PRESTOMATIK angekündigte Besprechung, die uns von seinem Erfinder und Hersteller Richard Hirschson zur Verfügung gestellt wurde. Dieses Gerät erschien erstmalig zur Leipziger Frühjahrsmesse 1939, auf dem deutschen Markt und wurde von der Fachpresse als Neuheit gewürdigt. In einer ausführlichen Veröffentlichung in der Fachzeitschrift DER AUTOMAT, Ausgabe Juli 1941, Seite 73, wurde, festgestellt, dass der PRESTOMATIK eine große Nachfrage im In- und Ausland verzeichnen konnte und dass das Gerät schon damals in der Schweiz in Lizenz gebaut wurde.
Eine der interessantesten Neuerscheinungen nach dem Kriege auf dem Gebiet des Warenautomaten ist der Eiskrem-Münzautomat PRESTOMATIK.
Der Unterschied zwischen dem normalen Warenautomaten und einem Eiskrem-Automaten besteht darin, daß der letztere bei Temperaturen von minus 10C° bei Konditor-Eiskrem, minus 20C° und niedriger bei verpackter Eiskrem (wie Eiskrem in Schokolade, Eis am Stiel usw.) ohne Störungen arbeiten muß. Da aber im Sommer Temperaturen von über 30C° häufig sind, bestehen zwischen dem Kühlbehälter eines Eiskremautomaten und der Außentemperatur Differenzen von über 50C°. Aus dieser Tatsache erklären sich auch alle Schwierigkeiten, die die Fertigstellung des Automaten verzögerten. In Amerika lassen sich die Entwicklungsversuche bis um die Jahrhundertwende zurückverfolgen, und selbst im zweiten Weltkrieg beschäftigte sich die amerikanische Fachindustrie mit Geräten dieser Art.
Die Rentabilität eines Eiskremautomaten hängt in hohem Umfange von seinem Fassungsvermögen ab, das nicht unter 150-200 Portionen liegen darf. Um für ein gutes Arbeiten garantieren zu können, hat der Konstrukteur des PRESTOMATIK die Ausgabemechanik vom Kühlraum durch eine Isolierplatte getrennt. Erst nach Geldeinwurf kommen kleine Teile der Mechanik mit der Eiskremmasse in Berührung.
Technische Daten:
Ungefähr 10 Liter Eiskrem werden innerhalb eines normalen, elektrisch gekühlten Konservators in einer drehbaren Nirosta-Trommel aufbewahrt, deren Isolierdeckel mit dem Eiskremspiegel absinkt und an seiner Unterseite einen Eiskremabnehmer trägt. Die Verpackungs- und Verkaufsmaschine befindet sich oberhalb des Konservators. Der Münzeinwurf versetzt über seinen Quecksilberschalter den Motor der Ausgabemechanik und die Eiskremtrommel in Drehung, die ihren Inhalt gegen den Abnehmer des Isoliertellers dreht. Dadurch wird die vorgesehene Portion abgetrennt und gelangt mit einem Fahrstuhl in die Höhe der Ausgabestelle, wo sie zwischen zwei Waffeln geschoben wird. Aus der Ausgabeöffnung kann sie der Konsument - von menschlicher Hand unberührt - entnehmen. Der ganze Vorgang dauert nicht mehr als 3 Sekunden.
Somit ist der PRESTOMATIK der erste Automat, der die Ware selbst verpackt und an den Kunden abgibt und dadurch die teureren Arbeitsgänge für die Herstellung verkaufsfähiger Eiskrempackungen überflüssig macht. Dies ist gerade im Eiskremgeschäft sehr wichtig, da die Grundstoffpreise seit der Vorkriegszeit um das Dreifache gestiegen sind.
Der PRESTOMATIK ist denkbar hygienisch, da sowohl das Innere des Automaten als auch der Eiskremvorrat staubdicht abgeschlossen sind. Unreinlichkeiten, die bei der Bedienung von Menschenhand in den offenen Vorratsbehälter gelangen, können nicht in den Automaten eindringen. Ferner wird jede Portion frisch durchgespachtelt, so daß ständig ein sahniges, vollmundige Produkt angeboten wird.
Besondere Anziehungskraft haben die beleuchteten Fenster des PRESTOMATIK, durch die jeder Kunde die Arbeitsgänge beobachten kann. Auf allen Messen, auf denen dieses Gerät bisher gezeigt wurde, konnte man immer wieder feststellen, daß vor allem die Jugend - die den größten Teil der Eisschlecker stellt nicht nur für die Ware, sondern auch der Maschine, ein reges Interesse schenkte.
Die Entwicklung des Automaten bis zu seiner heutigen Form hat achtzehn ·Jahre gedauert, die Schwierigkeiten lagen in der Abtrennung einer immer gleichbleibenden Portion vom Vorrat, da Eiskrem eine sehr schwer zu formende Masse ist, die sich mit keinem anderen plastischen Material vergleichen läßt. Bei dem patentierten Verfahren, nur Teilmengen vom Vorrat zu bearbeiten, konnte eine einwandfreie Portionierung erreicht werden.
Wenn das Gerät wegen seiner hohen Entwicklungskosten, der Kühlanlage, der notwendigen sorgfältigen Arbeit bei der Fertigung im Hinblick auf den Kühlraum und durch die hohen Materialkosten wegen der strengen gesetzlichen Vorschriften für die Nahrungsmittelindustrie auch nicht billig sein kann, dürfte eine Amortisation jedoch nicht allzu lange Zeit in Anspruch nehmen.
Zum Schluß ein Bild von der Mechanik aus dem zitierten Artikel vom "Automatenmarkt" 11/1953: